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“Die schlimmste Armut im Leben ist nicht Hunger!

Es ist die Tatsache, ohne Liebe aufzuwachsen. “

Hier ist er, der Bericht von unserem ersten Gespräch im Rahmen unserer Shiny Faces-Serie. Wir unterhielten uns mit Pascale Vayer, der Gründerin und Obfrau von kleine herzen. Du erinnerst dich vielleicht noch an unseren Beitrag kurz vor Weihnachten – wir spendeten für das kleine herzen Projekt “Guter Schlaf darf kein Luxus sein”.

Am 31. Mai 2017 feierte die Organisation “kleine herzen” ihr 10-jähriges Bestehen. Welch Ehre, dass wir Pascale Vayer anlässlich dieses Jubiläums treffen und uns von ihrem strahlenden Wesen inspirieren lassen durften. Wir besuchten sie in ihrem Haus, ganz idyllisch im Wiener Wald gelegen. Wir sprachen, lachten und staunten. Wir waren vom ersten Moment an begeistert. Die gebürtige Pariserin – Pascale ist jetzt 57 Jahre alt und wohnt seit über 25 Jahren in Österreich – hat eine besondere Energie und Strahlkraft. Sie sprüht vor Elan, Humor und Lebensweisheit. Wir sind regelrecht an ihren Lippen gehangen. Nach dem Gespräch waren wir schlichtweg überwältigt. Hier das Interview.

Pascale, wie sind Sie auf die Idee für das Projekt kleine herzen gekommen?

kleine herzen ist meinem Sohn Igor zu verdanken. Mein Mann und ich haben Igor in einem russischen Waisenhaus kennengelernt und ihn nach langwieriger Prozedur endlich adoptieren dürfen. Die Abwicklung der Adoption war unfassbar kompliziert und hat sehr lange gedauert. Während der Wartezeit habe ich in dem Waisenhaus mitgearbeitet. So konnte ich Igor nahe sein und mich nützlich machen. Gleichzeitig hatte ich dort so viele einschneidende Erlebnisse. So entschied ich mich, gemeinsam mit meinem Mann, weiter zu helfen. Mittlerweile betreut kleine herzen zehn Waisenhäuser und hilft über 1.200 Kindern. Über 80 Kinder haben dank meiner Bemühungen und meines Einsatzes Familien und damit ein Zuhause in Österreich gefunden. Leider kann ich dies nicht mehr unterstützen. Es ist nicht mehr möglich, in Russland zu adoptieren.

Sie haben vier Adoptivkinder und ein Pflegekind aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen. Wie verstehen sich die Kinder untereinander und was ist Ihnen im gemeinsamen Wachsen wichtig?

Meine Kinder verstehen sich untereinander sehr gut. Wir würdigen christliche wie muslimische Feiertage bzw. Traditionen. Es ist unser Verständnis von Familie und natürlich lernen wir so auch viel voneinander. Mir ist es vor allem wichtig, ihnen soziale Intelligenz zu vermitteln. Mein Wunsch ist es, dass sie auch anderen helfen wollen und können.

Welche Probleme hat es beim Start von kleine herzen gegeben?

Am Anfang war ich noch zu zurückhaltend mit meinen Forderungen und zu freundlich im Formulieren der Rahmenbedingungen. Mit der Zeit habe ich gelernt, selbstbewusst und bestimmt aufzutreten. Ich habe verstanden, dass es notwendig ist, ganz klar zu sagen: “So ist es”. Seitdem bin ich von den Ländern, die ich unterstütze, respektiert und akzeptiert.

Was war bzw. was ist in Ihrer Arbeit das Schwierigste für sie?

Das Schlimmste für mich ist es, wenn ich Kinder sehe, die ohne Liebe aufwachsen. Viele Kinder in Russland und der Ukraine haben mehr oder weniger eine Grundversorgung, zum Beispiel was die Nahrungsmittel betrifft. Aber sie wachsen ohne Liebe auf und verkümmern innerlich. Das ist das Schlimmste für mich.

Hat es einen Punkt gegeben, an dem Sie alles hinwerfen wollten und wenn ja, wie haben Sie sich wieder motiviert?

Gerade am Anfang hatte ich diese Momente sehr oft. Es geschah, dass ich einfach zu erschöpft war oder keine Sponsoren finden konnte. Dann wollte ich alles hinschmeißen und bleiben lassen. Ich sagte “dem da oben”, er möge mir jetzt bitte helfen. Es klingt seltsam, aber genau an dem Tag läutete das Telefon und ein Unternehmen spendete im sechsstelligen Bereich. Es war wie ein Zeichen von oben, dass ich einfach nicht aufhören durfte. Unglaublich, aber genau so war es.

Was ist den Kindern von kleine herzen am Wichtigsten, was bedeutet Ihnen am meisten?

Ich denke an die Weihnachtsengel-Aktion: Die Kinder öffnen ihre Pakete und das Erste, was sie tun, sie betrachten die Fotos von den Familien, die ihnen die Geschenke geschickt haben. Sie wollen erfahren, wer ihnen das Paket geschickt hat. Danach verlangen die Direktoren der jeweiligen Institutionen von den Kindern “Danke Frau Vayer” im Chor zu sagen. Das passiert immer wieder. Ich stoppe das gleich. Dieser Dank ist mir nicht wichtig. Ich appelliere dann immer innenzuhalten und erkläre ihnen meinen Wunsch: Sobald es ihnen gut geht und sie eine Ausbildung haben, sollen auch sie anderen Kindern und Menschen helfen. Das wäre mein Erfolg und die schönste Form des Danks.

Haben Sie ein Vorbild bzw. Vorbilder?

Ja. Mein Großvater war mein erstes Vorbild. Er hat während des zweiten Weltkrieges unglaublich vielen Menschen geholfen. Sein Grundsatz war: Helfe, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Es ist ja so, dass sowieso immer etwas zurückkommt, egal von welcher Seite. Das zweite Vorbild ist Mutter Theresa. Sie hat für die Menschen viel Gutes geleistet.

Welcher ist der beste Rat, den Sie jemals bekommen haben und der Ihnen heute noch in entscheidenden Momenten hilft?

Nie nachgeben, nie aufgeben – du schaffst alles! Alles funktioniert, denn wenn man etwas will, dann schafft man es auch. Manchmal dauert es eben länger. Es ist wichtig weiterzumachen und dranzubleiben.

Welches war Ihr schönstes Erlebnis in Bezug auf kleine Herzen?

Mein schönstes Erlebnis war, als ich es geschafft habe, ein staatliches Waisenhaus in ein Kinderdorf umzuwandeln. Es war ein bürokratischer Hürdenlauf und mit viel Anstrengung verbunden. Der Einsatz lohnt sich jedoch allemal, denn der neue Titel ist mit neuen Möglichkeiten verbunden, die den Kindern zugute kommen. Sie bekommen Liebe und Zuwendung.

In die Zukunft gedacht: Welche Vision haben Sie für “kleine herzen”?

Mein Wunsch ist es, dass kleine herzen einmal geschlossen wird, weil es nicht mehr gebraucht wird.

Sie haben in Ihrem Leben schon unfassbar Vieles bewegt. Was möchten Sie in Ihrem Leben noch machen bzw. erreichen?

Wenn alle meine Kinder aus dem Haus sind, möchte ich in ein Kriegsgebiet gehen, um dort direkt vor Ort zu helfen. Ich habe keine Lebensangst mehr. Ich will auch nicht im Alter vor dem Fernseher sitzen oder in einem Altersheim. Es ist ein unfassbares Privileg, genau hier auf diesem Breitengrad in Frieden sorglos leben zu dürfen. Aus dieser Energie heraus will ich auch im Alter helfen und etwas zum Besseren bewegen.

Sie und ihr Mann haben 5 Kinder. Wie schaffen Sie es, Familienleben, Arbeit und Haushalt unter einen Hut zu bringen? Wie schaut Ihr Alltag aus?

In unserem Haus hat jeder seine Aufgaben. Ich koche sehr gerne und ich kann auch in kürzester Zeit ein gutes Abendessen kochen. Alles andere machen wir gemeinsam.

Wieviel Zeit am Tag benötigen Sie nur für sich?

Was meinen Sie mit “Zeit für sich”? Das, was ich tue, ist bereits Zeit für mich. Dies war früher, als ich in Konzernen und teilweise auch in Führungspositionen gearbeitet habe, anders. Da kannte ich auch das Gefühl, Abstand und “Zeit für mich” zu benötigen. Ich liebe das Projekt kleine herzen und das, was ich tue. Wenn ich erschöpft bin, höre ich gerne Musik, gehe in den Garten und denke über das Leben nach. Oder ich höre ein Hörbuch und sehr oft gehe ich auch einfach schlafen.

Wie können Sie Ihre tägliche Arbeit beschreiben? Woraus schöpfen Sie Kraft?

Ich arbeite ehrenamtlich und fühle mich nie in einem negativen Stress. Ich habe keine Angst meine Arbeit zu verlieren. Die Anerkennung, die wir uns alle wünschen, ist in “normalen” Jobs oft schwer zu bekommen. Ich bekomme sie in Hülle und Fülle. Sei es durch einen Brief von einem Kind oder ein Geschenk. Den Kindern ist es sehr wichtig, mir mit ihren Handarbeiten und Zeichnungen Freude zu bereiten. Ich schöpfe daraus unglaublich viel Energie.

Welchen Rat können Sie uns geben?

Gebt niemals auf! Verändert die Welt im Kleinen. Reden Sie mit Ihren Mitmenschen, nehmen Sie sie wahr! Im Supermarkt, in den ich gehe, kenne ich alle und alle kennen mich. Wir plaudern, wir leben miteinander. Teilen Sie Ihren Mitmenschen mit, was Ihnen an ihnen gefällt. Wenn Sie mögen und Sie das so empfinden, sagen Sie ihnen ruhig auch, dass sie schön sind. Vor allem: Seien Sie Ihren Kindern ein gutes Beispiel! Kinder werden so wie ihre Eltern sind. Teilen Sie und helfen Sie Ihren Mitmenschen! Denn: Unser Leben ist ein kleiner Funken. Wir kommen und gehen. Was bleibt und was uns in den Herzen der Menschen weiterleben lässt, ist das Gute, das wir getan haben. So leben wir weiter.

Spendenaktion: Strahle und tue Gutes!

Im Zeitraum von 12. bis 30 Juni 2017 spenden wir 10% unseres Verkaufserlöses (Workouts & Abos) an kleine herzen. Mehr dazu findest du in unserem Shop.

 

Zoki